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davorstehenden Kinderschar, die _ das lustige Tierchen mit Nüssen
fütterte O du glückliche, sorglose Jugend!
u (Nach Const. Beyer u. ct.)
78. Vpie die Preußen endlich in Erfurt einziehen, die Franzosen aber ihren Buszug halten.
6. 3anuar und 16. Itlai 1814.
Einzug der Preußen: Der langersehnte 6. Januar 1814
war da. Am Morgen verkündete ein Anschlag an den Straßenecken den Bürgern den Einmarsch der Preußen. Er jonte um 12 Uhr stattsinden, doch jedermann der Feier sernblerben. -wer ungeachtet dieses Verbotes harrte eine dichte Menge m den Em-zugsstraßen nach dem Schmidtstedtertor zu und ertrug geduldig zum letzten Male die Ausschreitungen der dort ausmarschierten
französischen Regimenter.
Der Einzug verzögerte sich bis nachmittags 2 Uhr. La verkündete endlich ein weithin schallendes Jubelgeschrei die Ankrmst der Befreier. Dem Zuge voran ritt eine Abteilung französischer Reiterei, der noch die Wache aus dem Schmidtstedtertor^ zu Fuß folgte. Dann kamen die Generale Kleist v. Nollendors und v. Börstel mit ihrer zahlreichen Begleitung zu Pferde. Hinter ihnen ritten 6 Trompeter der Landwehr-Ulanen in einfachen, grauen Uniformen^ den Tschako mit dem Kreuz geschmückt. Den Schluß bildete ein Bataillon der schlesischen Infanterie, begleitet von einem Musikkorps. Unter dem Geläut sämtlicher Glocken und dem Jauchzen der Menge gelangte der Zug auf den Anger, wo ihm vom Balkon des Packhofes (Ecke der heutigen Bahnhofstraße) mit Posaunenton das herrliche Lied: „Nun danket alle Gott!"
entgegentönte. Alle waren tief ergriffen, brachte doch der heutige Tag die Erlösung von einer 73tägigen Belagerung unter der Gewaltherrschaft der Franzosen. £Yw...
Störung des Einzugs durch die Franzosen: Plötzlich
fielen aus geringer Entfernung einige Flintenschüsse, und sogleich stürzte sich alles Volk in wildem Gedränge nach der Gegend des Ursulinenklosters, von woher man den Knall gehört Hatte. Ein betrunkener französischer Offizier hatte in seiner Wut von der bei der Natmleonssäuie1) stehenden Wache aus auf das Volk feuern
i) Errichtet zum Andenken an die Geburt des Sohnes Napoleons, der den Titel „König von Rom" erhielt. — Zugleich wurde auch die sogenannte Napoleonshöhe angelegt. Sie wurde am 14. August 1812 von ihrem Schöpfer, dem Präsidenten v. Resch, feierlich eingeweiht und mit einer Büste Napoleons, die in einem Tempel stand, versehen. Doch schon 1813 wurden Tempel Büste durch die Verbündeten bei der Belagerung Erfurts zerstört, und abermals ein Jahr später erhielt die Anlage bei der efen Feier der denkwürdigen Völkerschlacht (am 15. Oktober 1814) den Namen Friedrich Wilhe^shohe und wurde mit einer Büste Friedrich Wilhelms Iii. geschmückt. Das schlichte mal, das sie jetzt ziert, wurde am 18. Oktober 1868 feierlich eingeweiht.
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Extrahierte Personennamen: Napoleons August Napoleons Friedrich_Wilhe^shohe Friedrich Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
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in demselben Augenblicke erweckte das Signal „Das Ganze avancieren" alles zu neuem Leben. Das entsetzliche Ausharren im Hola-Walde hatte ein Ende. Mit Hurra stürzten die Kompanien vor und nahmen an der Verfolgung des Feindes teil.
Dank des Königs: Es mochte gegen 5 Uhr nachmittags sein, als der König an die Bataillone Bose herangesprengt kam und ihnen „Guten Abend" bot. In diesem Augenblicke brach bei allem der Jubel durch, und Freudentränen stürzten aus manchem Auge, als der König ries: „Kinder, das war ein schöner Sieg! Ich danke Euch!"
Die Nacht nach der Schlacht: Gegen 6 Uhr abends wurde aus den Höhen von Lipa Biwak bezogen. Wohl kamen nach fast 20stündiger Anspannung aller Kräfte die müden Leiber zur Ruhe, die Gemüter aber waren zu erregt, um erquickenden Schlaf zu finden. Die empfangenen grausigen Eindrücke waren zu frisch und das Biwak auf dem weiten, von Leichen und Verwundeten übersäten und von 13 brennenden Ortschaften erleuchteten Schlachtfelde gar zu schrecklich. Manches Auge schloß sich nicht in der Sorge um liebe Kameraden und Verwandte, von deren Schicksal man nichts wußte. Auch fehlte es an jeder Verpflegung. Wer nicht selbst einen Bissen Brot oder Zwieback in der Tasche hatte oder von mitleidigen Kameraden erhielt, mußte sich mit leerem Magen auf die feuchte Erde legen.
So war denn im Biwak, trotz aller Siegesfreude, die Stimmung eine recht ernste, als in später Stunde von Ehlurn her die ewig herrliche Weise: „Nun danket alle Gott" ertönte. Von Lager Zu Lager getragen, beruhigte sie die Gemüter und erfüllte sie mit Dank und Demut gegen Gott, den Lenker der Schlachten und Geschicke. (Nach den Neg.-Gesch. d. 31. u. 71. Jnf.-Reg.)
88. Das Treffen von Blumenau-Prefjburg.
22. 3uli 1866.
Vormarsch auf Pretzburg: Bei der Verfolgung der Völlig geschlagenen österreichischen Armee stießen unsere Erfurter Regimenter erst in Ungarn wieder auf den Feind. Auf den Hohen von Blumenau-Preßburg, im waldigen Gelände der Kleinen Karpathen, zeigte er den Unseren abermals die Stirn.
General v. Bose versuchte es dort, mit seinen 31ern und 71ern auf getrennten Wegen die feindliche Stellung zu umgehen. Die Führer waren Slowaken, Holzhackcr in weißen Mänteln, die mit Stricken gebunden vorn an der Spitze geführt wurden. Ihnen zur Seite schritt ein Unteroffizier, der den Befehl hatte, sie sofort niederzuschießen, wenn sie einen Fluchtversuch machen oder die Reihen in einen Hinterhalt führen würden. Der Marsch führte durch dichtes Waldesdunkel. In häufigen Biegungen ging es beständig bergauf und bergab, über steile Hohen und tiefe Schluch-
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hungrigem Magen marschierten die Truppen in Hast ihren Aufstellungsplätzen zu.
Siegreiches Vordringen der Preutzen: Im guten Glauben, nur die Nachhut der abziehenden Hannoveraner vor sich zu haben, hatte General v. Flies den Befehl zum Angriff gegeben. Bald aber erkannte er seinen Irrtum. Von einem solchen waren auch die Hannoveraner besangen. Sie vermuteten in den angreifenden Preußen nur die Vorhut der v. Flies'schen Abteilung, wurden
aber bald eines anderen belehrt.
Die Schlacht kam zur vollen Entwicklung. Ansangs drangen die Preußen siegreich vor. Langensalza wurde genommen und die Hannoveraner auf das linke Unstrutufer zurückgedrängt.
Gegenstoß der Hannoveraner: Nachdem sie aber erkannt
halten, wie schwach ihre Gegner waren, gingen sie überall wieder zum Angriff vor. Gegen die Uebermacht vermochten die Preußen nicht standzuhalten, und da General v. Flies seine Ausgabe, die Hannoveraner festzuhalten, erfüllt glaubte, gab er seinen gruppen jetzt den Besehl zum Rückzug. Dieser aber gestaltete sich insolge der zahlreichen feindlichen Reiterei, welche die Abziehenden verfolgte, äußerst schwierig.
Reiterangriffe der Hannoveraner: Den ichhmmsten An-
sturm hatte die 2. Kompanie des Ersatzbataillons 71 auszuhalten. Im Verein mit einem größeren Truppenhausen suchte sie aus ihrem Rückzug die durch ihre Pappeln weithin erkennbare Landstraße zu erreichen. Plötzlich sprengen zwei Schwadronen seindlicher Dragoner gegen sie an. Ihr Führer reitet heran und verlangt, sich ihm zu ergeben. Oberstleutnant des Barres, der Anführer des preußischen Häufleins, der ihm entgegengefprengt ist, weist den Antrag entschieden zurück. So kommt es zum Ansturm. Schleunigst kehrt Oberstleutnant des Barres zu seiner Schar zurück. Er befiehlt ihr, ein Viereck zu bilden, und nimmt feine Aufstellung in der Mitte. Schon sind die Feinde nahe heran. Laut und ruhig erschallt sein Kommando. Ein kräftiges Massenfeuer schlägt dem Feinde entgegen, und ein heftiges Schnellfeuer treibt ihn
zurück. Unter den vielen Gefallenen liegt schwerverwundet der Anführer der Feinde am Boden.
Noch zweimal weist der preußische Hausen heldenhaft den Ansturm der Reiterei zurück, dann erst kann er ungehindert seinen schweren Weg fortsetzen. Doch die Anstrengungen des Tages, der lange Marsch, das Gefecht, die schier unerträgliche Hitze und zuletzt der dreimalige Angriff der Feinde, sind zu groß gewesen.
Vor Erschöpfung können viele nicht mehr weiter. „Wie die Fliegen bleiben sie liegen und fallen in Gefangenschaft." Der Rest
aber erreicht glücklich die preußische Haupttruppe.
Umzingelung der Hannoveraner: Eine weitere Verfol-
gung fand nicht mehr statt. König Georg erhielt auf der Höhe von Merxleben die Kunde von dem errungenen Siege. Von hier
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begab er sich nach Langensalza, um Kriegsrat abzuhalten. Er verlangte sofortigen Vormarsch auf Gotha, boch die ettttoefenben
Generale hielten ein Vorrücken wegen der mangelnben Verpfle-
gung, der großen Ermüdung der Truppen und wegen des fehlenden Schießbebarfs für unmöglich. So mußte benn der König von seiner Forberung abstehen, und die Armee verblieb bei Langensalza. Zwei Tage später streckte sie den Preußen die Waffen und lehrte mit der Bahn in die Heimat zurück.
Hannover eine preußische Provinz: König Georg begab
sich mit dem Kronprinzen am 30. Juni über Erfurt auf das Schloß „Fröhliche Wieberkunft", welches feinem Schwiegervater, dem Herzog von Sachfen-Altenbnrg, gehörte. Von hier reifte er nach Wien zu feinem Verbünbeten, dem Kaiser Franz Joses. Er hoffte, daß biefer ihn im Triumph nach Hannover zurückführen würde. Sein Wunsch erfüllte sich nicht. Am 20. September ver-f'imbete ein Gesetz die Vereinigung des Königreiches Hannover mit Preußen, und am 6. Oktober würde die Besitzergreifung im
Schlosse zu Hannover unter Glockengeläut und Kanonenbonner feierlich erklärt. (Nach Fr. Regensberg.)
86. Podol und Itlünchengrcif}.
26. und 28. 3uni 1866.
Veranlassung zum Eingriff: Kaum hatte ant Abenb des
26. Juni die 15. Jnfanteriebrigabe (die Erfurter Regimenter 31 und 71) nahe bei Pobol Biwak bezogen, als braußen bei den Vorposten das Gefecht sich erneuerte. Im Kampfe mit den preußischen 72ern und 4. Jägern batte die berühmte österreichische „Eiserne Brigabe" die Jfer-Uebergänge aufgeben müssen und wollte sie nun zurückerobern.
Generalmajor v. Bose, der Führer der 15. Brigabe, aber hatte den hohen Wert des Besitzes der Jserbrücken für bte Preußen erkannt. Auch wollte er nicht, daß gleich im ersten Gefecht den Oesterreichern das Felb geräumt würde. Er gab barum den Befehl, sofort zur Unterstützung der 72er auf Pobol vorzurücken.
Nächtlicher Vormarsch auf Podol: Es war schon 11 Uhr nachts und vollständig bunkel, als man aufbrach. Doch ohne Sägern ging's im Trab vorwärts. Bei bet ersten Straßensperrung, einer quer über der Chaussee liegenben, starken Pappel, siel der erste Schuß von österreichischer Seite. Ihm folgte balb ein schärferes Feuer aus den wenigen, nächstliegenben Häusern Pobol». Anfangs erwiberte man nur vereinzelt aus dem voranstürmenben preußischen Hausen. Dann aber machte alles halt, um zu schießen. Keiner wollte auf sich abbrücfen lassen, ohne zu antworten. Doch das Feuern im Dunkeln ohne Ziel war zwecklos. Es würde barum eingestellt, und im festen Schritt ging's von neuem dem Dorfe zu. In biefem Augenblick kam von bort eine feinbliche Abteilung
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Extrahierte Personennamen: Georg Franz_Joses Franz Bose
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ich glücklicherweise noch ein leidliches Quartier gesunden hal . Wir langweilen uns nach Kräften, wenn die Hallunken m der Festung uns nicht beunruhigen. Vorgestern machten die Herren einen Ausfall auf das 31. Landwehr-Bataillon, Füsiliere, und verschwendeten dabei eine so furchtbare Menge von Munition, daß unser ganzes Bataillon zur Verstärkung ausrücken mußte. Hierbei ging ein Zug unserer Kompanie über das freie Feld wo er von der Festung aus gesehen werden konnte. Kaum hatten die Kerle uns bemerkt, als sie anfingen, uns mit Granaten zu bewerfen und uns 10—12 dieser artigen Geschosse zuschickten. Ste zersprangen jedoch hinter unserm Rücken und verwundeten mit Ausnahme einer Dachziegel niemand. Ueberhaupt war da* ganze Ergebnis des Gefechtes ein durchlöcherter Brotbeutel vom 31. Füft^ lier-Bataillon. Gestern Morgen ging die Schießerei wieder los und wurde wieder durch einen Granatschuß beschlossen. Heute Nacht haben sie uns nicht beunruhigt.
So haben also auch wir unseren Anteil an dem großen Werke und sind uns unserer Stellung wohl bewußt. Darum kann man sich denken, wie entrüstet wir waren, als wir gestern mit eigenen Augen in der Zeitung lasen, daß Pfalzburg schon am 20. sich den Württembergern übergeben habe. Wollte Gott, es geschähe bald an die Landwehr, daß wir von diesem verwünschten Rattennest fortkämen!"
Am 12. Dezember 1870 ergab sich die Festung auf Gnade und Ungnade den Belagerern. Bei der Uebergabe war kaum noch für einen halben Tag Nahrung vorhanden. Seit den letzten 6 Wochen hatte niemand mehr Fleifch gesehen, und eine geraume Zeit hatte das Pulver das Salz ersetzen müssen. Die Stadt selbst hatte auch beträchtlich gelitten. Etwa 60 Häuser waren ganz niedergebrannt, darunter die Kirche. Am 14. Dezember hielten die Belagerungstruppen durch das franzöfifche Tor ihren Einzug. Mit sichtbarer Freude marschierten die braven Landwehrleute durch die Straßen der Stadt, welche sie 17 Wochen lang mit großer Ausdauer bewacht hatten, nach dem Marktplatze, wo sie aus Se. Majestät ein donnerndes Lebehoch ausbrachten.
97. Kleine Bilder aus großer Zeit, a) Die erste Sedcinfeier.
Es war der 3. September 1870, ein Sonnabend. Am Tage vorher war die Nachricht von der „siegreich fortschreitenden Schlacht rund um Sedan" eingetroffen und hatte die Herzen aller mit Freude erfüllt. Auch wir gingen an diesem Morgen siegesstolz zur Schule und ließen die „Wacht am Rhein" besonders laut erklingen. Viel Andacht herrschte nicht in den ersten Schulstunden. In den Pausen betrachteten wir die aufgehängte Karte von Frankreich und suchten eifrig die Orte, welche die letzten Drahtnachricht
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Extrahierte Ortsnamen: Pfalzburg Rhein" Frankreich
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Das Zeitalter der Zerstörung des alten und der Entstehung de' neuen Reichs.
trotzdem er die Übermacht hatte, überall zurückgeworfen: als gegen Abend Bernadotte selbst herannahte, ergriffen die Franzosen die Flucht.
Nach der Schlacht von Dennewitz kam es längere Zeit zu keinem erheblicheren Zusammenstoß. Napoleon ermüdete seine Truppen durch anstrengende Märsche; bald führte er sie nach Schlesien, bald auf die Höhen des Erzgebirges. Endlich entschloß sich Blücher die Offensive zu ergreifen. abancnburg. Bei W a r t e n b n r g, unweit der Mündung der schwarzen Elster, überschritt aus seinen Befehl Ao-r-L-^der später zum Grafen Jork von Wartenburg erhoben worden ist, die Elbe und schlug die ihm gegenüberstehenden Truppen. Jetzt konnte auch der Kronprinz von Schweden nicht umhin, den Strom zu überschreiten, während zugleich die Armee Schwarzenbergs herannahte und auf L e i p z i g marschierte. In der Ebene, die sich hier ausbreitet, erwartete nunmehr Napoleon die Feinde.
An 16. Oktober griff die böhmische Armee von Süden her, Blücher von Nordwesten an. Die erstere kämpfte besonders bei dem imsdorfe Wachau; es gelang ihr nicht den Feind aus seinen Stellungen zu i9. Okt. verdrängen, aber auch Napoleon, der schon befohlen hatte Viktoria zu läuten, vermochte sie nicht zurückzuwerfen. Indessen hatten bei Möckern die Preußen unter Iork den Marschall Marmont angegriffen. Mehrmals wurde das Dorf gewonnen und wieder verloren. Endlich gelang es den tapferen Angreifern, den Feind zurückzutreiben.
Am nächsten Tage wurde nicht gefochten. Napoleon machte einen ' erfolglosen Versuch, mit seinem Schwiegervater Franz von Österreich Verhandlungen anzuknüpfen; indessen marschierte die Armee Bernadottes heran, so daß nunmehr 295000 Verbündete, die indessen nicht sämtlich ins Treffen kamen, 160000 Franzosen gegenüberstanden. Am 18. Oktober wurde östlich und südöstlich von Leipzig die Entscheidungsschlacht geschlagen. Das Dorf Probstheida, das den Mittelpunkt der französischen Aufstellung bildete, konnte trotz aller Stürme der Verbündeten nicht genommen werden. Aber auf dem rechten Flügel siegten sie nach hartnäckigem Kampfe und drängten den Feind allmählich bis in die Stadt zurück. Während der Schlacht waren etwas über 3000 Sachsen und einige hundert Württembergs zu den Verbündeten übergegangen. Napoleon war geschlagen.
In der Nacht befahl er den Rückzug und ließ am nächsten Morgen seine französischen Truppen auf der Skräffe nach Lützen und Weißenfels abziehen. Dem Rest, der zum größten Teile aus Rheinbündlern, Polen und Italienern bestand, überließ er die Verteidigung der Stadt, die von Len Verbündeten erstürmt werden mußte. Auf dem Marktplatz trafen Alexander und Friedrich Wilhelm mit Blücher zusammen; Friedrich Wilhelm,
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Viktoria Napoleon Franz_von_Österreich Franz Napoleon Alexander Alexander Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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107. Mit einem Königsherzen.
genden Natur dieser Zug mit dem toten Herzen des geliebten Königs! — Ein Gegensatz, der auf der laugen, zweitägigen Fahrt sich auf allen Wegen wieder aufs neue geltend machte.
Aber auch von den vielen Tausenden, denen der Trauerzug begegnete, störte nicht ein einziger diese feierliche Stimmung. Mit entblößten Häuptern in lautloser Ehrfurcht, meist auch mit gefalteten Händen und im sonntäglichen Kleid standen sie längs den Häusern ihres Dorfes oder sie hatten sich an den Seitenwegen auf freiem Feld und unter Baumgruppen versammelt, während der Kirchturm ihres oft in weiter Ferne abseits liegenden Dorfes sein Trauergeläute zur Landstraße herübersandte. — Und hatte auch gar manche dieser erste günstige Tag auf Feld und Wiese zur lang verschobenen Arbeit verlockt, so hielten sie doch damit ein, sobald sie nur aus der Ferne den Zug gewahrten, und entblößten das Haupt und manch eine Gruppe von Landleuten sahen wir mitten in ihrem Felde niederknien und dem Herzen ihres Königs ihr gläubiges Gebet mit auf den letzten Weg geben: Wenn dann der hochwürdige Stiftsdechant all den großen und kleinen, andächtig harrenden Reihen in den Dörfern, am Feldrain und am Waldsaume die silberne Urne mit dem Trauerflor darhielt, da sah man es den Leuten an den Augen an: das war keine gemachte oder erheuchelte Rührung, sondern der schlichte Ausdruck altbewährter bayerischer Treue und Ehrfurcht für ihr Königshaus, daraus dieses Herz als eines der edelsten für das Wohl und den Frieden des Landes so aufrichtig gesorgt, so wohlmeinend geschlagen hatte.
Auf der Höhe von Neufahrn blickten wir nochmals nach München zurück, das ein sonniger Hauch überwob, und fuhren dann bergab, während der An-zinger Forst in dunkler Fläche hinter dem gleichnamigen Dorfe sich ausdehnte.
Schon auf der Landstraße wurde der Zug in feierlicher Prozession von der Geistlichkeit, den Beamten und dem zusammengeströmten Volke eingeholt und so zogen wir durch das Dorf Anzing und geleiteten unter dumpfen Posaunenstößen das königliche Herz in die Kirche an demselben Försterhause vorüber, in dem es so manches Jahr nach glücklich vollbrachtem Weidwerke bei fröhlichem Mahle sich ergötzt hatte. — Man war in München im Zweifel gewesen, ob sich wohl znr Ehrenwache in Anzing genug Landwehrmänner vorfinden würden, und schon waren zur Vorsorge die Kürassiere zu diesem Dienste beordert. Aber zwei vollständige Kompagnien Landwehr, von je einem Major geführt, von denen die eine von Grasing, die andere von dem fünf Poststunden entfernten Erding aus völlig freiem Antriebe herübergekommen waren und durch das Dorf bis an die Kirche Spalier gebildet hatten, bewiesen deutlich, wie das Volk, das einst den lebenden König so hoch gehalten, nun auch jetzt für fein totes Herz, ohne jeden amtlichen Befehl, aus treuer Liebe von selbst zu sorgen wußte. Nachdem der Stiftsdechant unter Assistenz einer Menge von Geistlichen ans der Umgegend das königliche Herz auf dem würdig verzierten Katafalk beigesetzt hatte, während ein Männerchor nach besten Kräften
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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117. Die Schlacht von Beaumont, 30. Angust.
So war es auch in unserem Biwak bei Sommerance. „Ihr werdet
sehen, morgen kommen wir zum Handkuß!" meinte unser Adjutant und recht
hatte er, denn 24 Stunden später knatterten unsere Podewilsbüchsen so tüchtig,
daß den Franzosen Hören und Sehen verging.
Vor und nach diesem 29. August haben wir oft biwakiert; aber kein Lager ist mir in so schöner Erinnerung als jenes unübersehbare, gewaltige damals bei Sommerance. Unsere Division biwakierte bei diesem Dorfe selbst; links von uns die erste bayerische, neben dieser das 5. preußische Korps;
rechts vorwärts von uns die Armeekorps des Kronprinzen von Sachsen, hinter uns die bayerische Kürassierbrigade, kurz, wo man hinsah, Soldaten, nichts als Soldaten.
Das war herrlich zu sehen und wohl jedermann, nicht mich allein, überkam damals ein Gefühl unbedingten Vertrauens zu unserer oberen Führung, die es so gut verstand uns auf dem Marsche auseinander zu halten, damit sich die Truppen nicht gegenseitig genierten, für das Gefecht aber alles zusammenzuballen, damit wir jeder auch noch so schweren Aufgabe gewachsen und immer, wenn irgend möglich, stärker als der zu schlagende Feind waren.
Wir hatten uns schon so recht gemütlich eingerichtet, was man eben unter gemütlich in einem Biwak im Feindesland versteht. Unsere Jäger hatten Kartoffeln in Menge gefunden, Wasser war geholt worden, Holz lieferte der nahe Wald, Salz und Brot gaben die Tornisterbestände. Die Kochlöcher waren gegraben, das Feuer loderte, das Wasser brodelte, kurz alles war fertig; nur die Hauptsache fehlte: das Fleifch.
Endlich kam unser Requisitionskommando zurück. Wir Jäger erhielten einen Prachtstier. Der Metzger stand bereit, ein Axthieb und — der Stier ging pleine carriere durch, rannte einen Jäger um, daß dem das Blut von der Stirne lief, und nahm seine Richtung gerade auf unsere Kompagnie.
„Achtung! ein Ochs kommt!" schrie ein Mann.
„Das kann ein schönes Unglück geben," rief nnfer Hauptmann und „Macht ninxn," meinte der-Gefreite Mogele, „dem wer'n mers glei zoagn!" — Kaltblütig packte er seine Büchse, spannte den Hahn und zielte: paff, da lag der Stier, zuckte noch einige Male und war tot. Der gute Schuß hatte alle Jäger herzlich gefreut und — jedermann hatte Hunger. Sofort spannten sich etwa zehn Mann an die jetzt so zahme Bestie; sie wurde hinter die Wagen geschleppt und bald brodelte sie, in etwa 1000 Teile zerlegt, in den Feldkesseln der Leute.
Gegen 3 Uhr war das Diner fertig. Suppe, Brot, Zunge, Stierfleisch, Kartoffeln, Salz, Wein; was wollte man mehr! Am Abend bei herrlichstem Wetter spielte unsere Musik. Lange saßen wir beisammen und plauderten von den Aussichten für morgen. Für uns gab es keinen Zweifel mehr, daß es zur Schlacht kommen würde.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief]]
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118. Die Schlacht bei Sedan-
gegenseitig und erzählten und fragten, wie es eben ein solcher Moment mit sich bringt.
Unser „Alter" — er wird oerzeihen, daß ich ihn immer so nenne — strahlte vor Glück und Wonne. Ja, so hatte er sich seine Jäger gedacht, so hatte er sie erzogen, hart gegen Strapazen, ausdauernd in Mühseligkeiten, tapfer, schneidig, vorzüglich im Gefecht. Da rief einer, ich weiß nicht, wer es war, ich glaube ein Gefreiter: „Unser Alter, der Herr Oberstleutnant, lebe hoch!" und das ganze Bataillon schrie „hoch, hoch und nochmals hoch!"
So von Herzen habe ich selten jemanden leben lassen als dort unseren lieben, guten Oberstleutnant. Er war aber auch gerührt bis zu Tränen; ja wahrhaftig, dem wetterharten Manne, dem wir nachgesagt hatten, er könne nicht einmal lachen, liefen Tränen über die Wangen und er genierte sich nicht und wir verargten's ihm nicht; wir haben ihn darum nur um so mehr geehrt.
Für uns war die Schlacht zu Ende. Wir stellten unsere Züge zusammen und schauten, wer fehlte. Es gab doch bedeutendere Lücken, als man geglaubt. Immerhin hatten wir einen ganz außerordentlichen Erfolg verhältnismäßig billig erkauft. Wir bekamen viel Lob und Lohn für diesen flotten Angriff der ersten bayerischen Jäger. Was uns aber doch am meisten freute, war, daß man auch höheren Orts unseren „Alten" erkannte und ihm die höchste militärische Auszeichnung Bayerns, den Max-Iosephs-Orden, für Beaumont verlieh.
In der folgenschweren Nacht von Beaumont wurde der rechte Flügel der Armee Mac Mahons schwer erschüttert. Zwei Tage darauf schließt sich um die ganze Armee, die mit Aufbietung ihrer letzten Kräfte noch den trügerischen Schatz der Festung Sedan erreicht hat, der eiserne Ring, den zu durchbrechen ihr trotz tapfersten Verzweiflungskampfes in der Schlacht bei Sedan nicht gelingt.
118. Die Schlacht bei Sedan.
Von Hugo Arnold?)
Nach den vom Kronprinzen Friedrich Wilhelm ausgegebenen Dispositionen hatte das 1. bayerische Korps am 1. September in seiner Stellung bei Nemilly zu verbleiben und in die Schlacht nach Maßgabe des Vorgehens der Maasarmee einzugreifen, die um 4 Uhr morgens gegen den Givonneabfchnitt vorrückte. Ausdrücklich wurde aber die Weisung beigefügt, es bleibe dem General Frhrn. von der Tann überlassen auch früher anzugreifen, wenn dadurch der Feind in seiner Stellung festgehalten werden könne.
Schon am Abend des 31. August hatte es den Anschein gewonnen, als ob die vor uns stehenden Franzosen sich nach rückwärts, auf den Hohen von La Moncelle, konzentrierten, was auf die Absicht eines Rückzuges gegen
*) „Unter General von der Tann", I. Bd., S. 121 ff. München 1896, Oskar Beck.
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Extrahierte Personennamen: Hugo_Arnold Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm August Oskar_Beck
Extrahierte Ortsnamen: Bayerns Sedan Sedan La_Moncelle
96. Vor fünfundzwanzig Jahren.
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sterbe, dann ist der König von seinen Leiden erlöst!" Etwas später richtete er sich auf dem Lager in die Höhe und sprach mit fester Stimme: „Allen, allen in München meinen Dank!" Nach Mitternacht erwachte er nochmals aus der Betäubung und sagte: „Ein Uhr, und ich bin noch nicht tot!" Das waren seine letzten Worte. Am nächsten Tage blieben seine Sinne umnachtet. Noch einmal, als ihm am 29. Februar frühmorgens die letzte Ölung gereicht wurde, schien er zur Besinnung zu gelangen, doch bald daraus um 8 Uhr 35 Minuten entschlief er ruhig — ohne Todeskampf. Tieferschüttert knieten die beiden Söhne am Sterbelager.
Die Leiche wurde einbalsamiert; dann blieb sie, bis die mit der Abholung nach München beauftragte Hofkommission unter Führung des Hofmarschalls Freiherrn v. Laroche in Nizza eintraf, im Totenhause auf dem Paradebett ausgestellt. Das Antlitz des Toten war nicht entstellt, sondern durch einen rührenden Zug von Milde verschönt.
Am 6. März wurden die Exequieu mit solcher Pracht und unter so lebhafter Beteiligung der Bevölkerung abgehalten, als gälte es einem Fürsteu des Landes die letzte Ehre zu erweisen; der Re amante delle belle arti genoß ja in ganz Italien einer großen Popularität. Kaiser Napoleon Iii., der schon während der Krankheit des Königs Beweise seiner Teilnahme gegeben hatte, ließ sich bei der Trauerfeier durch seine persönlichen Adjutanten, General Reille und Herzog von Elchingen, vertreten. Die gesamte Garnison von Nizza wurde zur Spalierbildung ausgeboten; eine französische Fregatte, die eigens von Toulon herübergekommen war, stellte sich gegenüber der Behausung des Königs auf, hißte am Hauptmast die bayerische Flagge und gab, solange die Exequien dauerten, Trauersalven. Um 10 Uhr wurde die Leiche vom Klerus unter Führung des Bischofs von Nizza abgeholt; auf einem von acht Rappen gezogenen Trauerwagen wurde sie unter dem Geläute aller Glocken nach dem Dom gebracht, viele Offiziere, Beamte, Bürger und Fremde gingen in feierlichem Zuge mit. Nachmittags brachte wieder ein prächtiger Kondukt beit Sarg zum Bahnhof; eine große Menschenmenge gab auch dahin das Geleite. Die Reise ging über Marseille, Lyon, Straßburg und Ulm; in allen größeren Städten wurde die Köuigsleiche mit Trauermusik begrüßt und durch Kranzspenden geehrt.
Längst hatte Ludwig für sein Begräbnis alle Anordnungen getroffen. Seine sterblichen Überreste sollten an der Seite seiner Gemahlin Therese in der mit schlichtem Marmorsarkophag geschmückten Grnst in der Basilika Bestattet, an Stelle dev nach Altötting gebrachten Herzens sollte sein Trauring gelegt werden.
Am 9. März setzte sich von der Hofkapelle aus der Leichenzug in Bewegung; der Verstorbene selbst hatte den Weg vorgezeichnet, auf welchem er als „stiller Mann" zur Gruft gebracht sein wollte. Ein königlicher Weg! Der Tranerzng durchquerte die prächtige Ludwigstraße, welche ihre Anlage und-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ludwig Ludwig Therese